Eine Bestandsaufnahme des historischen Erbes...
Warum?

Wir alle brauchen das Kulturerbe!

Les aventures du cœur [1945]

Jeder von uns ist tagtäglich mit Geschichte konfrontiert und nutzt das Kulturerbe. Die Spuren der Vergangenheit prägen unsere Lebensorte und unsere Werte, sie sind identitätsstiftend und bereichern die moderne Vielfalt und Kreativität. Sie helfen uns, die Gegenwart besser zu verstehen, um die Zukunft zu gestalten.

 Definition des historischen Erbes 

Flamur Dalloshi, «ValaiStar» des Monats April 2017. @Le Nouvelliste

Ein Archäologe «ValaiStar» des Monats (FR)

Stück um Stück wird dieses Erbe zerstört!

Zunahme der Siedlungs- und Infrastrukturflächen in der Schweiz zwischen 1985 und 2009. @Bundesamt für Statistik BFS

Im Wallis ebenso wie in der restlichen Schweiz hat die Zunahme der Siedlungs- und Infrastrukturflächen trotz bestehender Gesetze und Massnahmen die Zerstörung eines grossen Teils unseres archäologischen und baulichen Erbes nach sich gezogen.

Der Ausbau der Siedlungs- und Infrastrukturflächen in der Schweiz hat ab der Nachkriegszeit rasant zugenommen. Der Umfang dieser Entwicklung wird für die Zeit von 1985-2009 mit 584 km2 angegeben, d.h. eine Steigerung von 23,4% in 24 Jahren (BFS 2015).

Während dieser Zeitspanne wurde mehr als ein Quadratmeter landwirtschaftlich genutzte, über Generationen hinweg intakt gebliebene Fläche pro Sekunde zerstört. Im ländlichen Gebiet wie im Stadtbereich waren die Missachtungen des historischen Erbes so stark, dass die Zahl der Fälle die Schutz- und Eingriffskapazitäten der Kantone überschritt.

Verstädterung im Wallis

Ein Projekt

Mémoire 21 Valais-Wallis ist eine Initiative der Zivilgesellschaft und des Kantons Wallis. Das Projekt wurde 2014 entwickelt, um die Öffentlichkeit über den Verlust ihres Kulturerbes zu alarmieren und Lösungsvorschläge zu entwickeln.

Ziele

  • Eine Expertisedes derzeitigen Schutz- und Inwertsetzungssystems des archäologischen und baulichen Erbes im Wallis erstellen.
  • Die zahlreichen Akteure informieren und zusammenbringen, indem Austausch und Lösungsfindung gefördert werden.
  • Den Walliser Behörden und der Bevölkerung einen kantonalen Massnahmenplan unterbreiten.
  • Zur Entwicklung im Bereich des Schutzes und der Inwertsetzung des historischen Erbes in der Schweiz beitragen

Fünf Arbeitsgruppen haben im Kollektiv die Analyse des derzeitigen Kulturerbe-Systems durchgeführt. @Mémoire 21 Valais-Wallis

Partner und Sponsoren

Principes

  • Eine breite Konzertierung wurde organisiert. Vertreter aller Berufsbereiche wurden eingeladen, um an den Arbeitsgruppen teilzunehmen, die damit beauftragt waren, eine Bestandsaufnahme zu erstellen und Vorschläge zu formulieren : Vertreter der Kultur, der Denkmalpflege, Archäologie und Geschichte, aber auch des Naturschutzes, der Raumentwicklung, der Städteplanung, des Hochbaus, der Schul- und Berufsbildung, der Wirtschaft und des Tourismus.
  • Bestandsaufnahme-Sitzungen wurden abgehalten mit dem Ziel, den Kreis der informierten und konsultierten Personen zusätzlich zu erweitern.
  • Die Ergebnisse der Strategieanalyse wurden in einem Bericht zusammengefasst, der in den beiden Amtssprachen des Kantons veröffentlicht wurde. Dies bleibt die einzige umfassende Untersuchung zu dieser Fragestellung, die bislang in der Schweiz durchgeführt wurde.
  • Das Dokument möchte die Behörden und die Walliser Bevölkerung informieren und mobilisieren; es werden die Herausforderungen präsentiert, die sich heute für die Erhaltung und Inwertsetzung des Denkmalerbes stellen, und eine auf zehn Jahre angelegte kantonale Strategie vorgeschlagen.
Eine Vorgehensweise in 5 Etappen

Zu welchen innovativen Ansätzen kommt der Bericht?

Eine klarere Definition des historischen Erbes, eine Mahnung an seinen Wert

Definition des historischen Erbes

 
Das historische Erbe bereichert die kulturelle und biologische Vielfalt auf der Erde, es ist ein « Mittel zur Förderung von Annäherung, Austausch und Verständnis zwischen den Menschen » (Übereinkommen der UNESCO 2003 zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes).

Mein Weltbild [1934]


Neue Mittel für die Kommunikation, Planung und Durchführung

Das Konzept der Archäodiversität wird eingeführt, um die Vielfalt der vom Menschen geschaffenen historischen Elemente und ihre Organisation in Systemen zu beschreiben; es ergänzt das Konzept der Geodiversität, das sich auf natürliche Elemente bezieht. Die Gesamtheit dieses materiellen und immateriellen Kulturerbes bildet das sogenannte « Gedächtnis der Menschheit ».

Der Begriff der historischen Netzwerke wird vorgeschlagen, um die öffentlichen, auf Inventaren (BLN, ISOS, IVS, KGS, etc.)  basierenden Handlungsinstrumente zu ergänzen. Der Begriff orientiert sich an Konzepten, die für ökologische Netzwerke im Bereich der Ökologie, sowie des Natur- und Landschaftsschutzes entwickelt wurden.

Die Anerkennung des historischen Erbes als nicht erneuerbare Ressource wird gefordert. Ein Baudenkmal oder eine archäologische Fundstelle sind nicht beliebig miteinander austauschbar; jedes Element birgt ein anderes Stück Geschichte abhängig von seinen individuellen Eigenschaften und seinen Bezügen zum Ganzen. Verstärkte Schutzmassnahmen sind notwendig, um die Substanz eines Erbes zu erhalten, das nicht unerschöpflich ist.

Die Bedeutung des gewöhnlichen oder noch unentdeckten Erbes wird hervorgehoben. Der Schutz dieses bedrohten Erbes ist eine entscheidende Herausforderung für die kommenden Jahre. Es spielt eine wichtige Rolle im Alltagsleben und in der Verwurzelung der lokalen Gemeinschaften; sein wissenschaftlicher Wert für die Kenntnis der Geschichte des Wallis und der Schweiz ist unschätzbar.


Zum ersten Mal werden in der Schweiz eine umfassende Überlegung und eine kantonale Bestandsaufnahme vorgelegt

Auf internationaler Ebene ist anerkannt, dass jede Person bzw. jede Gemeinschaft das Recht besitzt, von seinem/ihrem Kulturerbe zu profitieren und zu dessen Bereicherung beizutragen.

Der Bericht Mémoire 21 Valais-Wallis möchte die Ausübung dieses Rechts wahrnehmen, indem die Behörden und die Bevölkerung informiert werden.

Sieben Herausforderungen wurden identifiziert

Die sieben Bereiche der Verwaltung des historischen Erbes und die damit verbundenen Herausforderungen @Mémoire 21 Valais-Wallis

Eine Reihe von Erkenntnissen können aus den Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen, die in für jeden Bereich identifiziert wurden (SWOT-Analysen), gewonnen werden. Die Bilanz zeigt die Schwächen des Systems sowie die kettenreaktionsartigen Verbindungen auf. Das Potential des Walliser Kulturerbes in Bezug auf Umweltaspekte, sowie soziokulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Aspekte ist offenbar nur unzureichend genutzt.


Ein kantonaler Handlungsplan mit 10 Leitlinien und 32 Massnahmen

@Mémoire 21 Valais-Wallis

Die vorgeschlagene Strategie ist auf zehn Jahre angelegt (2017-2026) und umfasst drei Hauptprioritäten:

Kantonaler HandlungsplanPriorität 1 / Mit dem Aufbau der vier Pfeiler der Strategie beginnen (Grundmassnahmen)Priorität 2 / Unverzüglich den Schutz und die Inwertsetzung des historischen Erbes verbessernPriorität 3 / Die Strategie auf der Grundlage einer Mobilisierung und verstärkter Ressourcen ausbauen
32 Massnahmen in einem Klick

Eine Vorgehensweise in 5 Etappen

Etappe 1

Situationsanalyse und Vorschläge

Während einem Jahr haben sich die aus mehr als siebzig Teilnehmern gebildeten fünf Arbeitsgruppen mit Fragen der Gesellschaft, der Governance, der Erhaltung, der Vermittlung und der Förderung des historischen Erbes auseinandergesetzt. Diese Arbeiten zogen sich über einen Zeitraum zwischen September 2014 und August 2015 hin.

Etappe 2

An Berufsbereiche gerichtete Bestandsaufnahme 2015 (01.09.2015)

Die Ergebnisse dieser Konzertierung wurden anlässlich einer Tagessitzung in Workshops und Debatten diskutiert. Diese Sitzung richtete sich an alle Berufsbereiche: an die Vertreter der Bereiche Raumentwicklung, Ausbildung, Hochbau und Tourismus ebenso wie an die Fachleute aus den Bereichen Kultur und Denkmalpflege.

Etappe 3

Redaktion des Schlussberichtes Mémoire 21 Valais-Wallis

Das Dokument wurde von einem, etwa zwanzig Beteiligte umfassenden Kollektiv in zwei Abschnitten von jeweils 6 Monaten erarbeitet.

  • Oktober 2015-März 2016: Zusammenfassung der Ergebnisse in den jeweiligen Bereichen (Gesellschaft, Governance, integrierter Schutz, Forschung, Konservierung, Vermittlung, Förderung) und Vorstellung eines kantonalen Handlungsplans.
  • Mai 2016-Oktober 2016: Behandlung der gesetzlichen und theoretischen Aspekte, auf denen die Strategie aufbaut.

Die auf Französisch abgefasste Originalversion wurde vollständig ins Deutsche übersetzt.

Etappe 4

An die Behörden und die Öffentlichkeit gerichtete Bestandsaufnahme 2016 (28.04.2016)

Die Ergebnisse des Mémoire 21 Valais-Wallis wurden den Behörden des Kantons anlässlich einer Sitzung, die im Grossratssaal in Sitten stattfand, offiziell übermittelt.

Etappe 5

Veröffentlichung des Berichtes und Massnahmenplan

Anlässlich der Veröffentlichung des Berichtes wurden etwa 550 Exemplare im Wallis und in der Schweiz versandt, insbesondere an alle Walliser Gemeinden sowie an die für das Kulturerbe zuständigen Behörden von Bund und Kantonen.

Das Dokument und sein Massnahmenplan bilden eine solide Basis für die Entscheidungen, die die Walliser Regierung zukünftig treffen muss. Der Wunsch von Mémoire 21 Valais-Wallis wäre, dass die Kantone sich auf diese Publikation stützen und die Ausarbeitung eines wirklichen « Kulturerbeprojekts Schweiz » in die Wege geleitet wird.

Partner

Das Projekt Mémoire 21 Valais-Wallis ist eine Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft und des Kantons Wallis.
Es wird von der Walliser archäologischen Gesellschaft getragen (AVA-WAG).



Kanton Wallis:

Mit der Unterstützung von


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